Broad Peak 2011

Der Achttausender Broad Peak (Lat/Lon: 35.81600°N / 76.56200°E), der zwölfthöchste Berg der Erde, liegt inmitten der „Leuchtenden Berge“, der sechs höchsten Berggipfel des Karakorum- Gebirges in Pakistan. Der Broad Peak besitzt drei voneinander getrennte Gipfel: Der Hauptgipfel, 8051 m, der Zentralgipfel 8016 m, und der Nordgipfel 7550 m. Der Anmarsch über den mehr als hundert Kilometer langen Eisstrom des Baltoro-Gletschers, auch als Karakorum-Mega-Treck bekannt, ist an sich schon eine Reise wert. Ziel der Expedition vom 11. Juni bis 28. Juli 2011 ist es, auf der gebräuchlichen Normalroute über den Westgrat und die Westflanke auf den 8047 m hohen Hauptgipfel zu gelangen. Dabei möchte Luis Stitzinger versuchen, eine vollständige Skibefahrung des Berges zu meistern, eine Extremabfahrt mit langen Steilhängen und Neigungen von über 55 Grad Steilheit in den schwierigsten Passagen.

Galerie

Historie

Der ursprünglich von dem Briten Lieutenant T.G. Montgomerie 1856 entdeckte und vermessene Berg ging zunächst unter der Bezeichnung „K 3“ in die erste Karte ein. Erst der ebenfalls aus Großbritannien stammende Forscher W.M. Conway prägte 1892 den Begriff „Broad Peak“ für den Berg, den er mit dem Schweizer Breithorn verglich und für das mehr als 2 Km breite Gipfelmassiv als passend empfand. Da ein eingeständiger Name für den Berg in den lokalen Dialekten nicht zu finden war, wurde der Name später ins Balti als „P’alchan Kangri“ übersetzt. Auf 8,047 m (26,400 feet) wurde der Hauptgipfel im Jahre 1926 von dem Briten Mason vermessen, der Italiener Spoleto präzisierte die Höhe 1929 auf 8,051 m (26,414 feet).

Schließlich erkundete auch Günter Oscar Dyrenfurth, der Leiter der legendären Internationalen Himalaja Expedition (IHE) von 1934, das Gebiet um Gasherbrum I und die West- und Südseite des Broad Peak und erkannte die Möglichkeit einer Route auf den Broad Peak über den von ihm so benannten „West Sporn“. Den ersten ernsthaften Versuch auf dieser Route unternahm im Jahre 1954 Karl-Maria Herrligkoffer. Herrligkoffer war ein Halbbruder von Willy Merkl, der die beiden deutschen Nanga Parbat Expeditionen von 1932 und 1934 leitete. Nach mehreren kleinen Unfällen und angesichts des herannahenden Winters entschied Herrligkoffer schließlich die Expedition abzubrechen, nachdem zwei Expeditionsmitglieder die 7200 m-Marke erreicht hatten. Einer kleinen österreichischen Mannschaft gelang 1957 endlich die Erstbesteigung nahezu im Alpinstil: Hermann Buhl, Fritz Wintersteller, Kurt Diemberger und Markus Schmuck langten ohne Hochträger und mit wenig Fixseil am 9. Juni 1957 am höchsten Punkt des Berges an. Eine für damalige Verhältnisse sensationelle Leistung, wobei sie von den Vorarbeiten der 1954-er Expedition profitierten. Um 17 Uhr erreichten Marcus Schmuck und Fritz Wintersteller den Gipfel. Etwa eine halbe Stunde später kam Kurt Diemberger nach. Auf dem Rückweg traf Diemberger in der Nähe des Vorgipfels Hermann Buhl, der zunächst aufgegeben hatte. Diemberger kehrte spontan um und stieg zusammen mit Hermann Buhl ein zweites Mal zum Gipfel, den sie bei Sonnenuntergang erreichten. Beim nachfolgenden Versuch der Erstbesteigung der Chogolisa 7668 m, verunglückte Buhl bei einem Wechtenabbruch tödlich.

1975 erst wurde der 8016 m hohe Zentralgipfel von einer polnischen Expedition ersterstiegen (Marek Kesicki, Bohdan Nowaczyk, Kazimierz Glazek, Janusz Kulis und Andrzej Sikorski), im Jahre 1983 der 7550 m hohe Nordgipfel von einer italienischen Expedition unter Leitung von Renato Casarotto. Die schnellste verbriefte Begehungszeit des Berges gelang 1984 dem polnischen Bergsteiger Krzysztof Wielicki. Er verließ das Basislager auf 4850 m um Mitternacht, erreichte C1 um 4.00 Uhr, C2 um 8.00 Uhr, den Sattel um 14.00 Uhr und den Hauptgipfel um 16.00 Uhr. Den Aufstieg von 3150 Hm in weniger als 14 Stunden zurückzulegen, war gerade zu damaliger Zeit eine unglaubliche Leistung. Er schloss die Begehung mit seiner Rückkehr in nur 22 Stunden ins Basislager ab. 1994 durchstieg der Mexikaner Carlos Carsolio im Alleingang die Westwand und erreichte am 9.7. den Gipfel. 2005 durchstiegen die Kasachen Denis Urubko und S. Samoilow vom 19. bis 25.7. die Südwestwand im Alpinstil. 2009 versuchten die beiden Münchner Speed-Bergsteiger Benedikt Böhm und Sebastian Haag den Rekord Wielicki´s zu brechen. Schlechte Verhältnisse, tiefer Schnee und kalte Temperaturen machten Ihnen das Leben schwer, dennoch erreichten sie nach 16 Stunden Aufstieg den Vorgipfel, 8027 m, entschieden sich dort aber aufgrund zu weit fortgeschrittener Zeit und einer schlechten Wetterprognose für einen Abbruch und stiegen nach insgesamt 39 Stunden zurück ins Basislager ab.

Unter himalaya-info.org findet sich eine gute Zusammenfassung der kompletten Besteigungsgeschichte.

Route

Der Konkordiaplatz, Vereinigungspunkt von Baltoro- und Godwin- Austen- Gletscher, Schauplatz von K2 (8611 m), Gasherbrum IV (7925 m) und Chogolisa (7665 m), liegt direkt zu Füßen des Broad Peak (8051 m). Vom Basislageraus (4900 m) aus überquert man ein Stück weit den mächtigen Godwin-Austen-Gletscher und steigt dann in die Westflanke des Berges ein. Zum ersten Hochlager (C1, 6050 m) muss konsequent mit Steilheiten von 40-45 Grad gerechnet werden, ein Großteil der Route muss mit Fixseilen versichert werden. Ein mit Felsgendarmen durchsetzter Schneegrat vermittelt den Weiterweg zum zweiten Hochlager (C2, 6900 m), das sich oberhalb einer 200 m hohen Schneeflanke befindet. Auch auf dieser Strecke muss einiges an Fixseil verlegt werden, um absturzgefährdete Passagen zu sichern. Zum Hochlager 3 (C3, 7300 m) legt sich das Gelände nach einem Felsriegel immer weiter zurück und die letzten vierhundert Höhenmeter führen über einen breiten Gletscherrücken bis zum Lagerplatz. Auf der Gipfeletappe wird zunächst eine große Gletschersenke über weitläufige Hänge gewonnen. Die von dort in die Einsattelung (7850 m) zwischen Haupt- und Zentralgipfel hinaufführende, breite Schneerinne steilt sich in ihrem Verlauf weiter auf (durchschnittlich 40 Grad, bis max. 55 Grad Steilheit). Von der Einsattelung folgt man dem teils ausgesetzten und felsigen Grat (bis III nach UIAA) zum Vorgipfel (8035 m). Von dort ist es noch ca. eine gute Stunde ohne großen Höhengewinn oder Schwierigkeiten bis der Hauptgipfel (8051 m) endlich erreicht ist.

Ablauf

Erfolg in der „Nachspielzeit“ – Skiabfahrt vom Broad Peak

Expeditionstagebuch

5.6., Freitag – Die Aircargo ist gepackt
734 kg – soviel wiegt die Vorfracht, die per Aircargo nach Pakistan verschickt wird, für 10 Bergsteiger – 2 Frauen und 8 Männer aus Deutschland und Österreich. Zelte, Firnanker, Seile, Karabiner… und viele, viele Nahrungsmittel. Darunter befinden sich auch ein gutes Dutzend Säcke mit Spenden- und Hilfsgütern der Himalaya-Karakorum-Hilfe e.V. von Barbara Hirschbichler und Alexander Huber für die notleidende Bevölkerung in den Bergdörfern des Baltorogebiets. Alle 39 Seesäcke, Kisten und Tonnen wurden heute auf den Weg zum Flughafen München Franz-Josef-Strauß gebracht und treffen am Montag in Islamabad ein. Das gesamte Team folgt erst am 11. Juni in die pakistanische Hauptstadt nach.

11.6., Samstag – Abreise aus Deutschland
Alle Teilnehmer – Tom und Wolfgang aus Österreich sowie Jörg, Jürgen, Helga, Kurt, Olaf, Ralf, Alix und Luis aus Deutschland – treffen sich pünktlich am Etihad Schalter am Flughafen München. Das Einchecken verläuft trotz des einen oder anderen Kilogramms Übergepäck problemlos ab und schon bald sitzen wir zusammen im Flieger nach Abu Dhabi. Nach 5,5 Stunden Flug kommen wir in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate an und haben nur knappe 2 Stunden Aufenthalt vor unserem Weiterflug nach Pakistan.

12.6., Sonntag – Ankunft in Pakistan
22.15 Uhr geht es mit dem Anschlussflug weiter, um 2.30 Uhr landen wir wohlbehalten in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und werden von unserer Agentur abgeholt. Nachdem auch unser Gepäck vollständig vom Band gelaufen ist, machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Abgesehen von den Strassenkontrollen, deren Zahl im Vergleich zu 2008 – als wir das letzte Mal im in Pakistan auf Reisen waren – deutlich zugenommen hat, macht die Stadt einen ruhigen und friedlichen Eindruck. Nach der Ankunft im Envoy Continental fallen wir sogleich erschöpft in die Kissen und versuchen noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Leider klappt es mit dem Flug nach Skardu heute Vormittag nicht, da der Rückstau durch den ausgefallenen Flug am vorigen Donnerstag zu gross ist. So bleiben uns aber ein paar zusätzliche Stunden der Ruhe und erst mittags „früstücken“ wir im Hotelrestaurant. Nachmittags machen wir uns auf eine kurze Stadtrundfahrt, auf der wir die Faisal-Moschee und den Aussichtspunkt Daman-e-Koh besuchen. Die Stimmung ist durchwegs freundlich, wir werden vielfach von Einheimischen angesprochen, die wissen möchten, was uns nach Pakistan führt, wo doch sonst kaum mehr ein Tourist käme.

13.6., Montag – Fahrt nach Chilas
Leider hat es auch heute nicht mit dem Flug geklappt, so machen wir uns früh um 5.30 Uhr auf die lange Fahrt nach Chilas, einem Verkehrsknotenpunkt nahe des Nanga Parbats im Industal. In Besham, nach 9 Stunden Fahrt, machen wir Mittagspause – wie immer im Continental Hotel. Die Fahrt läuft so weit problemlos, erst etwa 2 Stunden vor Besham beginnen sich die Folgen der grossen Flutkatastrophe des Vorjahres abzuzeichnen. Die Strasse ist immer wieder vermurt und nur provisorisch freigeräumt, weite Teile der Trasse sind abgeschwemmt und liegen mehrere hundert Meter tiefer auf den Sandbänken des Indus. Zügig geht es nach der Mittagspause weiter, wir wissen, der schwerste Teil steht uns noch bevor. Oft ist der Asfalt nur noch stellenweise wieder zu finden, so stark wurde die Strasse von den Fluten des Vorjahres überspült. Die Einheimischen erzählen, in den Monaten Juli, August, bis zur ersten Septemberwoche habe es immer wieder sintflutartig geregnet, so hätten sie dies in ihrem Leben bislang nicht erfahren. Streckenweise kommen wir nur im Schrittempo weiter und auch da, wo die Strasse noch asfaltiert ist, folgt ein Schlagloch dem nächsten. Die 178 Kilometer (Islamabad – Chilas 450 Km) von Besham geraten zur Ewigkeit, erst nach 8 Stunden kommen wir um 23.30 Uhr in Chilas an. Zum Glück steht das Abendessen schon bereit. Nachdem dieses schnell verzehrt ist, folgt Dusche und Bett.

14.6., Dienstag – Weiterfahrt nach Skardu
Wieder geht es früh aus den Betten, um 6.00 Uhr verlassen wir Chilas. Wir haben Glück, das Wetter ist traumhaft so gewährt uns der Nanga Parbat einige Stunden später einen unverschleierten Blick auf seine gigantischen Gletscherflanken, die über sechstausend Meter über die Indusschlucht hinaufragen – auf so kurze Distanz der wohl grösste Höhenunterschied auf der Erde. Wenig später sind wir am „Junction Point“, der Vereinigung der drei grossen Gebirgsketten Himalaya, Karakorum und Hindukusch sowie der beiden Flüsse Gilgit und Indus River. Hier zweigen wir vom Karakorum Highway ab und fahren auf der Strasse nach Skardu weiter. Der Strassenzustand hat sich oberhalb von Chilas deutlich gebessert und wir kommen merklich schneller voran – bis uns ein geplatzer Reifen einbremst. Der ist aber schnell gewechselt und die Fahrt kann weitergehen. Um 14.30 Uhr machen wir im PDTC Hotel Mittagspause. Auch heute lassen wir uns nicht übermässig Zeit dafür, die Reststrecke nach Skardu ist noch lang. Und sie soll noch länger werden… denn nur eine halbe Stunde nach Aufbruch gibt trotz neuer Reifen erneut ein Rad den Geist auf. Offensichtlich ist die Beladung bei den herrschenden Strassenverhältnissen zu schwer gewesen. Zum  Glück können wir rasch einen Kleinbus organisieren, mit dem wir zu zehnt, plus unser Verbindungsoffizier Lieutnant Zahoor, der sich ab Montag zu uns gesellt hat, die Fahrt fortsetzen. So kommen wir um 19.45 Uhr durchgerüttelt und erschöpft in Skardu im Masherbrum Hotel an. Gegen 23.00 Uhr trifft zu unserer freudigen Überraschung auch unser restliches Gepäck mit unserem Sirdar Rias vor Ort ein. So ist alles wieder komplett.

15.6., Mittwoch – Organisationstag in Skardu
Nach einem späten Frühstück machen wir uns auf den kurzen Weg zum Lager unserer Agentur und sortieren das Material aus. Auch die Vorausfracht muss auf Vollständigkeit überprüft und einige letzte Dinge besprochen werden. Nach dem Mittagessen sind Tom und Luis zum Briefing bei der Provinzregierung von Baltistan mit dem Agenturvertreter bestellt. Diese ist zu unserer Erleichterung schon nach zehn Minuten beendet, früher beim Tourismusministerium und später dem Alpine Club konnte sich das Prozedere auf eine oder gar mehrere Stunden hinausziehen. Wir werden mit unseren beiden baltischen Hochträgern Ali und Hassan bekannt gemacht, zwei starke und erfahrene Bergsteiger, die bereits mehrfach auf Achttausendern standen. Nachmittags vertreten sich alle die Beine in der Stadt oder machen einen kurzen Ausflug in der Umgebung, ehe wir uns zum Abendessen im Hotel wiedertreffen.

16.6., Donnerstag – Fahrt nach Askole
Um 8.45 Uhr verlassen wir Skardu in drei Geländefahrzeugen und fahren zunächst über gut asfaltierte Strasse, dann aber bald über beschwerlichere Pisten und verschiedene kleine Ansiedlungen am Braldufluss entlang nach Dassu, wo wir unsere Mittagspause um 12.00 Uhr einlegen. Danach wird die Piste deutlich schlechter, einige Male fahren über in tief in den Steilhang gekerbte Terrassen schwindelerregend hoch über dem tosenden Braldufluss hinweg bis wir in Thongal und schliesslich Askole auf 3045 m Höhe um 16.45 Uhr (gesamt 5,5 Stunden Fahrzeit) ankommen. In den folgenden sechs Tagen steht uns nun der Anmarsch über den langen Baltorogletscher von Askole über Johla, Paiju, Urdukas, Goro II bis in Basislager bevor, von dem wir bei nächster Gelegenheit weiter berichten werden.

17.6., Freitag – Johla, 3165 m
Nach einer ersten Campingnacht, die aufgrund der tieferen Temperaturen sehr erholsam war, freuen wir uns darauf, endlich wieder in Bewegung zu kommen. So langsam kommen wir uns nämlich schon wie kleine Hamster vor, dreimal täglich Fütterung und dann wieder in eine enge Blechkiste gesperrt. Nach dem Frühstück brechen wir um 6.45 Uhr auf und lassen das emsige Getümmel der vielen Porter hinter uns, die auf ihre Traglasten warten oder um ihren Lohn feilschen. Mit uns verlassen zwei weitere Gruppen zeitgleich Askole, darunter eine von Gerfried Goeschl mit 42(!) Teilnehmern. Für diesen „Almauftrieb“ sind insgesamt ca. 450 Porter notwendig, ein Wunder, dass so viele zeitgleich zur Verfügung stehen. Wir beschäftigen davon genau 99 Träger, eine Zahl die vielleicht Glück bringt, wer weiss. Ein breiter Weg führt uns an hohen Gneiswänden und üppig bestandenen grünen Feldern entlang das Tal hinein. Nach drei Stunden Gehzeit kommen wir am Lagerplatz Korophon an und legen dort im Schatten eines Eschengehölzes eine ergiebige Mittagspause ein. Erst nach zwei Stunden, um 11.45 Uhr machen wir uns auf den Weiterweg, der uns das immer karger werdende Tal am orografisch rechten Flussufer hinauf führt. Eine weite Hängebrücke führt uns über den Zufluss eines Seitentals hinweg, dann ist das Lager Johla, 3165 m, erreicht. Die zum 50-jährigen Jubiläum der K2-Erstbesteigung eingerichtete Campingplatzausstattung (Beleuchtung, Klohäuschen, Waschbecken) funktioniert zum Großteil schon nicht mehr oder ist völlig verdreckt und erweckt in der Wildnis des Karakorums einen eher grotesken Eindruck. Die Trekkingküche schmeisst sich auch heute wieder voll ins Zeug und serviert und ein vielseitiges, wohlschmeckendes Abendessen bevor es früh zu Bett geht.

18.6., Samstag – Paiju, 3395 m
Auch heute sind wir wieder früh auf den Beinen, um 6.20 Uhr brechen wir von unserem Quartier auf. Nach einem kurzen Abstecher das Seitental hinaus, sind wir wieder im Haupttal angelangt und verfolgen dieses am Hochufer des Flusses entlang höher. Gegen 9.30 Uhr kommen wir in Bardumal an und machen dort Mittagspause, ehe wir um 10.45 Uhr weiter marschieren. Die ersten hohen Berge tauchen am Horizont auf und nach einer Talbiegung sehen wir bis zur majestätischen Trango-Gruppe, die den grossen Baltoro-Gletscher seitlich flankiert. Gegen 14.00 Uhr kommen alle in Paiju, 3395 m, etwas seitlich höher über dem Fluss gelegen an. Hochgewachsene Laubbäume spenden in einem kleinen Bachtobel wertvollen Schatten und eine klare Quelle sorgt für kühles Wasser. Auf am Hang angelegten Terrassen werden die Zelte der verschiedenen Gruppen eng nebeneinander aufgestellt. Auch hier fehlen die obligatorischen Klohäuschen und Waschbecken nicht, doch sind sie in besserem Zustand als auf dem ersten Lagerplatz. Nachdem der Staub aus unseren Kleidern und Gesichtern abgespült ist, ruhen wir uns aus oder Erkunden die Umgebung. Chris, der Expeditionsleiter von Field Touring (USA, internationales Teilnehmerteam), Phil, der Leiter von Altitude Junkies (USA, internationales Teilnehmerteam) und Luis besprechen nachmittags die Taktik am Berg, da unsere drei Expeditionen mit zehn Tagen Abstand die ersten am Berg sein werden und die Route weitestgehend einrichten müssen. Nach einem üppigen Abendessen sinken wir müde in die Kissen, die Bewegung und die Höhe fordern ihren Tribut.

19.6., Sonntag – Paiju, 3395 m
Heute ist Ruhetag, nach einem späten Frühstück um 8.00 Uhr – länger hält man es wegen der brennenden Sonne im Zelt sowieso nicht mehr aus – ist zunächst Körperpflege und Waschen unten am Bach angesagt. 13.00 Uhr gibt es Mittagessen in unserem geräumigen Esszelt. Nachmittags wird das übrige Gepäck auf Vollständigkeit überprüft, man widmet sich Gesprächen, Lesen oder Tagebuch schreiben, ehe es wieder Zeit für Abendessen und zu Bett gehen ist.

20.6., Montag – Urdukas, 4065 m
Wieder sind wir früh auf den Beinen, nach dem Frühstück um 5.30 Uhr verlassen wir Paju gegen 6.15 Uhr und marschieren bei bestem Wetter in Richtung Gletscherzunge das Tal hinauf. Bislang haben wir mit dem Wetter aussergewöhnliches Glück, bis auf ein paar Quellwolken strahlt tagtäglich die Sonne vom Himmel. Auf die mächtige Gletscherzunge des Baltorogletschers hinauf führt ein guter Fusspfad, nur einmal muss ein kleiner Bach auf Steinen überwunden werden. Dann geht es in stetigem auf und ab über den schuttbedeckten Gletscher auf seine orografisch linke Seite hinüber und zwischen Seitenmoräne und Gletscher das Tal höher. Die kleinen Sandfliegen, die dort zu Hauf vorkommen, sind eine wahre Plage, ständig versuchen sie in Nase und Ohren zu gelangen. So sind wir froh, als schliesslich die Brise des späten Vormittags die kleinen Plagegeister vertreibt. Kurz hinter dem Lagerplatz Liligo, XXXX m, legen wir eine Mittagspause ein. Dann geht es in der Runse zwischen groben Geröllblöcken und feinem Schutt weit das hinter, bis wir den Lagerplatz Kobutse etwas erhöht am Hang erreichen. Rasch geht es weiter, noch 1,5 Stunden liegen bis Urdukas vor uns, das wir nach insgesamt 7-9 Gehstunden erreichen. Die staubigen Lagerplattformen sind fast alle besetzt, mehrere Expeditionsmannschaften und Trekkinggruppen treffen hier aufeinander. Da können wir nur von Glück sprechen, dass unsere fleissige und schnelle Begleitmannschaft bereits gute Plätze für uns reserviert hat und die Zelte bereits stehen. Die Träger singen und trommeln ausgelassen, auch sie sind froh dass diese lange und anstrengende Etappe hinter ihnen liegt – ein fantastisches Schauspiel vor dem Hintergrund der Trango Türme, die auf der anderen Gletscherseite zum Greifen nahe liegen. Müde gehen wir nach dem Abendessen früh zu Bett.

21.6., Dienstag – Goro II, 4300 m
Als wir gegen 6.30 Uhr den Lagerplatz Urdukas verlassen, sind wir froh dem Staub und Getümmel zu entfliehen. Schade eigentlich, vor 5 Jahren als wir zum Gasherbrum II unterwegs waren, hatte uns dieser Lagerplatz mit seiner idyllischen Lage so gut gefallen, doch die Trockenheit dieses Jahres hat Urdukas in eine Staubhölle verwandelt. Nach einigem auf und ab kommen wir auf der Gletschermitte auf und wandern bequem auf der von feinem Schutt bedeckten Eisfläche nahezu eben weiter. Manchmal erscheint der Weg beinahe gepflastert, so angenehm lässt sich auf dem feinen Geröll spazieren. Bizarre Eisklippen ragen vor dem Hintergrund des Masherbrum, der Gasherbrum-Gruppe und dem Berg, dem unsere Reise gilt, dem Broad Peak, 8051 m, empor. In Goro I ist Mittagspause, die wir ganz alleine auf der weiten Gletscherfläche geniessen können. Nur noch 2 Stunden müssen wir von hier nach Goro II, 4300 m, unserem Lagerplatz zurücklegen. Mitten auf dem Gletscher werden die Zelte auf kleinen Plattformen aufgestellt. Wir erfreuen uns an der goldenen Nachmittagssonne und dem grandiosen Ausblick in alle Richtungen von diesem Platz.

22.6., Mittwoch – Broad Peak Basecamp, 4828 m
Etwas früher als gewöhnlich, aber dennoch als letzte Mannschaft, sind wir heute ab 5.45 Uhr auf den Beinen. Es erscheint beinahe, als hätten die anderen Bergsteiger gar kein Auge für die Naturschönheiten am Wegesrand übrig und würden nur im Eiltempo von Lager zu Lager ihrem Ziel entgegeneilen. An weissen Eistürmen vorbei führt uns unser Weg zum Konkordiaplatz, 4600 m, der Vereinung von Upper Baltoro-, Godwin-Austen- Vigne und mehreren kleinen anderen Gletschern, die dort den mächtigen Eisstrom des Baltorogletschers bilden. Nach ca. 4 Gehstunden erreichen wir die weitläufige Eisfläche, verweilen aber nicht lange, da unser Weiterweg noch lange ist. Über eine steile Eisklippe hinweg überwindet der Pfad einen unwegsamen Abschnitt im Gletscherbruch, danach geht es einfacher über den gröberen Schotter des Godwin-Austen-Gletscher in Richtung K2, 8611 m, der alles überragend über dem Tal steht. Ganze 3,5 Stunden später kommen wir auf der Mittelmoräne des Godwin-Austen-Gletschers zu unserem Lagerplatz. Chris von Field Touring hat sich ganz oben auf der Moräne angesiedelt, Phil von Altitude Junkies weiter unten, wie auch wir, da wir mit unserer BGAN-Antenne Empfang benötigen, der weiter oben nicht mehr gegeben ist, um Wetterbericht und Email erhalten zu können. Einige alte Plattformen sind bereits vorhanden, die wir rasch in ein schönes Lager verwandelt haben. Im Abendrot zwischen Chogolisa, Broad Peak 8051 m und K2, 8611 m, geht der Tag zu Ende.

23.6., Donnerstag – BC
So wie am Vortag mit Phil und Chris besprochen, machen sich unsere drei Expeditionen um 6.00 Uhr daran, die Strecke bis Camp 1, 5850 m, mit Fixseilen zu versichern. 1200 Meter Seil, ein Dutzend Firnanker, ein paar Felshaken und Eisschrauben sind dafür notwendig. Schon am Mittag ist die schnelle Crew wieder im BC zurück. Für alle anderen steht heute die Verbesserung der Lagerplattformen, das Aussortieren des Materials und der Verpflegung sowie die Einrichtung von Mess- und Materialzelt auf dem Programm – alles in allem eine tagesfüllende Aufgabe.

24.6., Freitag – BC
Nach dem Frühstück machen sich Jürgen, Helga, Tom, Olaf und Jörg auf einen Akklimatisationsspaziergang zum K2-Basislager. In den frühen Morgenstunden hat es etwas geschneit, doch die Sonne bricht immer mehr durch die Nebeldecke hindurch. Wir anderen, Alix, Ralf, Kurt, Wolfgang und Luis, widmen uns weiteren Aufgaben im Lager. Nach einem gemeinsamen Mittagessen um 13.00 Uhr wird die persönliche Ausrüstung vorbereitet und einige Ausrüstungsgegenstände verteilt, morgen Samstag wollen wir das erste Mal zum Camp 1 aufsteigen, um Zeltplattformen zu preparieren und Zelte aufzustellen.

25.6., Samstag – Aufstieg Camp 1
3.00 Uhr wird geweckt, um 4.15 Uhr sind wir auf dem Weg. Ein schmaler Pfad führt uns in die Nähe vom Field Touring Basecamp, dann biegen wir nach rechts ab, um den Godwin-Austen-Gletscher in Richtung des Wandfusses des Broad Peak zu überqueren. Mit roten Wimpeln ist die komplizierte Route durch den Gletscher ausgesteckt, doch immer wieder muss man sich suchend umblicken. Immer wieder muss man über Eisklippen steigen, Gletscherspalten und Bäche überqueren. Dann ist das Labyrinth überwunden und wir stehen vor dem Einstieg in die Fixseile. 1200 Meter Fixseil führen durch kontinuierlich steile Couloirs und Firnflanken, zuletzt in einem ausholenden Rechtsbogen zu Camp 1, dem sogenannten „Zahnlager“. Dieses sollte 5850 m hoch sein, tatsächlich liegt es aber nur auf 5640 m. Lediglich fünf bis sechs Zelte finden auf dem exponierten Felssattel Platz. Nach vier Stunden Gehzeit haben die ersten das Lager erreicht, die letzten treffen etwa eine Stunde später ein. Die Verhältnisse sind ideal, fester Trittfirn auf dem Eis und kaum Blankeis. Wir stellen ein Zelt auf einer Plattform etwas höher als das Hauptlager auf. Nachdem es noch so früh ist, beschliessen wir, noch ein Stück weiter Richtung Camp 2 zu steigen und dort ein Depot anzulegen. Wolfgang und Tom steigen direkt von C1 wieder ins Tal ab. Um 9.00 Uhr brechen wir auf. Wir haben einen Traumtag erwischt, nicht eine einzige Wolke trübt den Himmel. Dies bedeutet allerdings auch, dass uns die Sonne immer mehr zu schaffen macht, die bei Windstille unbarmherzig vom Himmel brennt. Die weitere Route folgt einer Serie von Querungen durch Felstürme hindurch immer weiter hinauf und nach rechts, bis sie die Schneide des w-Grats erreicht und auf diesem treppenartig höher leitet. Der Aufstieg verläuft zwar nicht mehr so leichtfüssig wie zu Beginn der Etappe, doch machen wir noch immer guten Fortschritt. Gegen 12.00 Uhr erreichen tatsächlich die ersten das zweite Hochlager, gegen 14.00 kommen die letzten dort an. Camp 2 befindet sich auf einer Verbreiterung des Grates, nach Angabe 6250 m hoch, unserem GPS zufolge 6180 m hoch gelegen. Eine Serie von kleinen Zeltplattformen säumt die Gratverflachung. Gerade noch rechtzeitig können wir uns einige Zeltplattformen sichern bevor uns diese von den Hochträgern der anderen Expeditionen weggeschnappt werden. Zelte, Seile, Firnanker, Kocher und Gas werden deponiert, dann machen wir uns schnell an den Abstieg, der 1-3 Stunden bis zum Beginn der Fixseile in Anspruch nimmt, dann nochmals 45 Minuten bis 1,5 Stunden zum Basislager. Als wir dort eintreffen, sind wir alle sehr erschöpft, ein langer Tag geht seinem Ende zu.

26.06., Sonntag – Ruhetag im Basecamp
Nach einem späten Frühstück trocknen wir unsere Sachen und sortieren die Ausrüstung. Für den Rest des Tages ist nur noch Erholung, Essen und Trinken angesagt.

27.06., Montag – Ruhetag
Schon früh morgens rascheln die Schneeflocken auf unserem Überzelt – es schneit. Alle werden heute einen weiteren Ruhetag im BC verbringen, nur Tom ist zusammen mit vier amerikanischen Bergsteigern auf dem Weg nach C1, um dort eine Akklimatisationseinheit einzulegen. Im Laufe des Vormittags schwächt sich der Schneefall ab, die Sonne kommt hervor und die Wolken verziehen sich. Es wird noch ein wunderschöner Tag und Tom setzt seinen Aufstieg bis C2, 6180 m, fort und steigt bei bestem Wetter und guten Verhältnissen wieder auf C1 ab, um dort die Nacht zu verbringen. Wir anderen halten einen Plausch mit den Nachbarn, kümmern uns um unsere Ausrüstung oder Versuchen den Köchen ein Rezept für Schinkennudeln näher zu bringen. Nachmittags zieht es wieder zu und wir machen unser Lager schnee- und sturmsicher. Dank Andreas vom Büro haben wir heute einen neuen Wetterbericht erhalten, nachdem unser BGAN-System (wie auch das der anderen Expeditionen) gestört ist. Dieser verheisst wenig gutes, die kommenden Tage sollen wechselhaft werden, immer wieder leichter Schneefall, dazwischen aber auch mal Sonne. Vor allem für morgen Nachmittag und Abend sind 20 cm Neuschnee angekündigt. Also wiederum kein Tag, um ins Hochlager aufzusteigen. Unser Plan ist nun, den Dienstag im Basislager abzuwarten und darauf zu setzen, am Mittwoch ins C1 oder C2 aufsteigen zu können.

28.06., Dienstag – Ruhetag
Bei wechselhaftem Wetter verbringen wir einen weiteren Ruhetag im Basislager.

29.06., Mittwoch – Aufstieg C1
05.15 Uhr brechen wir mit unserer persönlichen Ausrüstung schwer beladen Richtung C1 auf. Der Weg über den Godwin-Austen-Gletscher hat sich weiter verändert, ist aber nun mit zahlreichen roten Fähnchen gut ausgesteckt. Nach ca. 2 Stunden Gehzeit erreichen wir den Beginn der Fixseile, die Steigeisen werden angezogen und die Gurte angelegt. Durch die dünne Neuschneeschicht auf dem Eis und Altschnee gestaltet sich der Aufstieg mühsamer als beim letzten Mal, immer wieder rutscht die Schneeschicht nach. Phil´s Gruppe (Altitude Junkies) wollte eigentlich schon vor uns unterwegs sein, durch den leichten Schneefall während der Nacht hatten sie aber ihren Aufbruch verschoben und sind nun nach uns auf dem Weg. Nach 5,5 Stunden haben wir Camp 1 auf 5640 m erreicht und rasten kurz. 3 Stunden benötigt der weitere Aufstieg nach C2, 6180 m, der über einen mit Felsgendarmen durchsetzten Firngrat führt, der recht angenehm zu begehen ist. Großartige Tiefblicke auf die Gletscher des Konkordiaplatzes und die umgebende Bergwelt gestalten den Aufstieg recht kurzweilig. Überall müssen die schmalen Zeltplattformen, die ins feine Geröll gegraben sind, nachgebessert werden. Dieses Jahr liegt dort sehr wenig Schnee, keine einzige Plattform kann in den Schnee gegraben werden. Schneetreiben gestaltet diese Arbeit nicht gerade angenehmer. Schliesslich können sich aber alle in ihre Behausungen verziehen und einen warmen Tee kochen. In der Nacht stürmt und schneit es weiter.

30.06.,  Donnerstag – Aufstieg zum C3
Nachdem die Morgensonne unsere vom Sturm in Neuschnee gehüllte Zelte befreit hat, machen wir uns gemütlich gegen 9.00 Uhr auf den Weg Richtung Camp 3. Zunächst folgen wir weiter einem felsdurchsetzten Schneegrat in Aufschwüngen höher. Dann folgt ein breiter Schneerücken, der bis auf ca. 6900 m an den Fuss einer kurzen Steilflanke führt, dem Beginn des zweiten Gratrückens, aUf dem sich C3 befindet. Das Steigen ist hier deutlich anstrengender, immer wieder bricht man durch einen Harschdeckel beim Spuren hindurch. Nach einer STunde ist die Spur bereits wieder so verblasen, dass aufs Neue gespurt werden muss. Um 12.30 erreichen wir in wechselhaftem Wetter und stürmischen Wind ein einzelnes Zelt auf 6650 m Höhe am Fusse des Steilaufschwungs auf den zweiten Gratabschnitt hinauf und beschliessen dort ein Depot einzurichten und etwas Pause einzulegen. Lediglich 45 Minuten benötigt der Abstieg ins C2 hinab, in dem um 14.00 Uhr alle wieder angekommen sind. Sofort verkriechen wir uns vor dem stürmischen Wind in die Zelte. Nachmittags kommen auch Wolfgang, der die vorherige Nacht in C1 Verbracht hatte und Tom, der vom BC aufgestiegen war, im Lager an. Allen geht es so weit sehr gut.

01.07., Freitag – Abstieg BC
Wieder wird um 6.00 uhr geweckt, gegen 8.00 Uhr sind die Sachen gepackt und wir steigen ins BC ab. Trotz des Neuschnees der letzten beiden Tage verläuft der Abstieg problemlos und zügig, 40 Minuten benötigt der Abstieg zum C1, weitere 40 Minuten bis zum Beginn der Fixseile, dann nochmals eine Stunde über den Godwin-Austen-Gletscher hinweg bis ins Basislager. Mittags erwartet uns dort bereits ein warmes Mittagsmahl, das wir nach den Hochlagertagen dankbar verzehren. Nachmittags wird ausgeruht und die Ausrüstung getrocknet, sp weit dies die immer wieder einsetzenden Schneeschauer zulassen.

02.07., Samstag – Ruhetag BC
Eigentlich sollte sich das Wetter heute gebessert haben, das Gegenteil ist der Fall. Nach den Morgenstunden setzt dichtes Schneetreiben ein und vertreibt uns in die Zelte. Zwischendurch kommt aber auch ein, zwei Mal die Sonne hervor. Eine dieser Unterbrechungen nutzen wir, um mit unserem Liaison Officer Zahoor und unserem zweiten Koch „Sunny“ einen Express-Eiskurs zu veranstalten, um sie fit für die Begehung der Fixseilstrecke hinauf zu C1 zu machen. Falls unser L.O. eine Höhe von über 6000m m erreicht, bekommt er ein militärisches Verdienstabzeichen verliehen, dabei wollen wir ihm selbstverständlich gerne helfen, da er ein wirklich netter Kerl ist. Wiederum in dichtem Schneetreiben wird der Eiskurs erfolgreich durch eine Fixseilbegehung eines kurzen Eisüberhangs abgeschlossen.

03.07., Sonntag – Schlechtwettertag BC
Nach einem Späten Frühstück wird Tagebuch geschrieben, Ausrüstung gerichtet oder gelesen. Das Wetter ist heute etwas besser, doch noch immer setzen vereinzelte Schneeschauer ein. Von oben wird uns von hüfttiefer Spurarbeit hin zu C3 berichtet. Es wird sicherlich einige Tage guten Wetters benötigen, damit sich die in den vergangenen Tagen gefallen Schneemengen so weit gesetzt haben, dass an eine vernünftige Begehung dieses Wegabschnitts oder gar einen Gipfelgang zu denken ist. Für heute Abend ist „Kinoabend“ geplant, der Laptop wird fleissig geladen und die Chips sind bereitgestellt.

04.07., Sonntag – Schlechtwettertag BC
Immer wieder gibt es heute Schneeschauer, neben den Zusammenkünften zum Essen vertreiben wir uns die Zeit hauptsächlich im Zelt.

05.07., Montag – Leichte Wetterbesserung
Heute sieht es bereits am Morgen etwas freundlicher aus, zwischen die Wolken mischen sich immer längere sonnige Abschnitte. Einige von uns (Helga, Jürgen, Kurt, Jörg, Olaf) unternehmen einen Ausflug zum ca. 2,5 Stunden entfernten K2 Memorial und sind am frühen Nachmittag wieder zurück. Der Rest der Truppe verbringt seine Zeit mit Wäsche waschen, Duschen oder sonstigem. Das Wetter für die nächsten Tage bis zum 7.7. ist schön angekündigt, doch die Winde im Gipfelbereich sind noch immer zu stark, um an einen Gipfelversuch denken zu können.

06.07., Dienstag – Ski und Snowboard
Um das gute Wetter zu nutzen, machen sich Ralf, Olaf, Tom und Luis um 4.00 Uhr früh auf den Weg, um nach C2 aufzusteigen. Tom und Luis haben Snowboard und Ski dabei, um (nach den Schneefällen) die guten Schneebedingungen auszustesten. Olaf und Ralf verschaffen sich etwas Bewegung und wollen nochmals eine Nacht im Hochlager verbringen. Die Aufstiegsbedingungen sind sehr gut, so langen die ersten schon nach 3,5 Stunden in C1 5640 m an, weitere 2 Stunden später in C2. Luis fährt von ca. 6400 m gegen 12.00 Uhr mit den Skiern ab, nachdem er zuvor in C2 die Zelte kontrolliert hatte, und trifft sich mit Tom etwas oberhalb C1. Gemeinsam ziehen sie bei hervorragenden Firnverhältnissen ihre Schwünge in die Hänge und sind am späten Nachmittag gegen 15.00 Uhr wieder im Basislager zurück. Einstweilen machen es sich Olaf und Ralf im C2 bequem. Abends gibt es im BC die langersehnte Pizza, hurra!

07.07., Mittwoch – Ruhetag BC
Phil von nebenan hat einen neuen Wetterbericht, den wir alle schon früh morgends intensiv studieren. Demnach sollte sich wirklich nächste Woche eine Gipfelchance auftun. Mittags rufen wir selbst Charly Gabl von der Wetterdienststelle Innsbruck an, um dies zu verifizieren. Nach zwei Tagen mit etwas Schneefall sollte tatsächlich mit Beginn der neuen Woche ein Phase mit stabilem, schnönem Wetter – und vor allem, wenig Wind in der Höhe – anbrechen. Damit konzentrieren sich unsere Hoffnungen und Vorbereitungen vollständig auf die nächste Woche. Mittags kommen Olaf und Ralf von ihrer Hochlagernacht zurück ins BC.

08.07., Freitag – Schlechtwettertag BC
Schon während der Nacht setzen die bereits erwarteten Niederschläge ein und es beginnt zu schneien. Ein trüber, feuchter Morgen erwartet uns, als wir zum Frühstück aus den Zelten kriechen. Immer wieder gehen Schneeschauer nieder, lediglich mittags reisst die Bewölkung für kurze Zeit auf und lässt ein paar Sonnenstrahlen durch. Nachmittags regnet es zeitweise, alles in allem aber bereits mit nachlassender Intensität. An einem solchen Tag trifft der Slogan „der beste Freund ist ein Buch“ tatsächlich zu, manche schaffen es gar, ein ganzes Buch and einem einzigen Tag zu lesen.

09.07., Samstag – Schlechtwettertag BC
Wiederum schneit es übernachts, morgens ist alles klamm und kalt. Auch tagsüber jagt ein Schneeschauer den anderen. Nur die Essenszeiten können uns aus unseren Zelthöhlen herauslocken.

10.07., Sonntag – Schlechtwettertag BC
Morgens schein die Sonne durch die Bewölkung hindurch, der Optimismus ist gross. Dieser wird allerdings durch den einsetzenden Schneefall gegen 10.00 Uhr sogleich wieder gedämpft. Wenigstens die Nachrichten aus Innsbruck bieten Anlass zur Freude: Nach der neuesten Prognose sollten sich die Niederschläge am heutigen Tag langsam einstellen und sich ab Montag ein stabiles Fenster mit gutem Wetter und niedrigen Windgeschwindigkeiten in der Höhe herausbilden. Falls die Niederschlagsmengen im Tagesverlauf nicht wider Erwarten gross ausfallen sollten, steht unser Plan fest: Dienstag Aufstieg auf C1 (eigentliches C2, 6180 m), Mittwoch C2 (6700 m), Donnerstag C3 (7300 m) und Freitag, 15.7., Gipfeltag. Daumen drücken!

11.07., Montag – Feierlichkeiten Aga Khan Geburtstag
Das Wetter ist schon etwas besser heute und so sind wir bester Hoffnung, dass sich die Schneemassen rechtzeitig setzen werden, um uns einen Gipfelversuch zu ermöglichen. Heute heisst es allerdings erstmal Geburtstag feiern, das Oberhaupt der Ismaeliten, einer religiösen Gemeinschaft, deren der Grossteil aller im Hunzatal beheimateten Bewohner angehören, hat heute Geburtstag. Da die meisten der in den Basislagern der verschiedenen Expeditionen arbeitenden Einheimischen aus dem Hunzatal stammen, wird dieser Tag entsprechend gefeiert. Nach einem gemeinsamen Get together mit Barbecue und Tanz gehen nachmittags dann alle wieder ihren persönlichen Beschäftigungen nach.

12.07., Dienstag – Aufbruch zum Gipfelversuch
4.00 Uhr geht es los, den bekannten Weg über den Gletscher hinweg zum Fuss des Berges und dem Beginn der Fixseile. Die Strecke ist überraschend „trocken“ trotz der vergangenen Schneefälle aber gut zu steigen. So sind wir schon nach kurzer Zeit auf C1, legen kurz eine Pause ein und steigen weiter auf C2 auf, wo wir gegen 12.45 Uhr eintrudeln. Das Wetter ist traumhaft, sonnig und warm, und im Lager liegt nicht viel mehr Schnee als das letzte Mal. Nachmittags erholen wir uns gut und geniessen die einmalige Aussicht auf das spektakuläre Karakorum-Gebirge.

13.07., Mittwoch – Aufstieg C3
Um 8.00 Uhr brechen wir in Richtung C3 auf. Die ersten Meter an den Fixseilen verlaufen gut, auch hier sind die Schneemengen gut zu bewältigen. Mit uns sind auch die vier Spanier bzw. Argentinier von der Partie sowie die Französin Sophie mit ihrem persönlichen Climbing Sherpa Lhakpa. Am bisherigen Ende der Fixseile auf 6700 m räumen wir unser Depot und verteilen Zelte, Schaufeln und Fixseil. Im anschliessenden Steilhang ist das Fixseil verschwunden, tief unter dem Schnee begraben. Trotz aller Bemühungen lässt es sich nicht aufspüren, so spuren wir zunächst seilfrei durch den steilen Hang bis wir im oberen Bereich dann doch auf das Seil treffen. An ihm gesichert geht es weiter auf den Grat und zu einer Felskanzel, auf der neben einigen „Zeltleichen“ auch Material deponiert ist. Kurze Zeit später, um 13.00 Uhr, ist das Camp 3 erreicht, das allerdings nicht wie meist angegeben auf 7250 m, sondern nach unserem GPS auf 7010 Meter liegt. In aller gebotener Eile werden einige Zeltplattformen in dem sanften Schneehang errichtet, die Zelte aufgestellt und eingerichtet. Schnell wird Schnee geschmolzen und die „Nachtruhe“ angetreten, denn schon früh geht es wieder los. Wir haben den Aufbruch auf 21.00 Uhr abends festgelegt, um aufgrund der vorherrschenden Schneemengen eine Chance auf den Gipfel zu haben.

14.07., Donnerstag – Gipfelversuch
Um 21.00 Uhr brechen wir geplant Richtung Col auf. Die Nacht ist kalt, als eine lange Lichterkette durch den zerschrundenen Gletscher aufbricht. Die Spurarbeit ist zwar mühsam, doch noch sind alle guter Dinge, den Gipfel erreichen zu können. Die Versicherung von zwei Seracaufschüngen kostet wertvolle Zeit, noch länger nimmt allerdings die Spurarbeit durch den zunehmend tiefer werdenden Schnee in Anspruch. Gegen 4.00 Uhr graut der Morgen, den wir alle herbeisehnen, da wir mittlerweile alle nach der durchwachten Nacht an Sekundenschlaf leiden. Doch leider bringt der Morgen nichts erfreuliches mit sich. Nach sternenklarer Nacht bildet sich sofort im ersten Licht des Tages eine kleine Wolke am Gipfel des K2. Auch in der Scharte des Broad Peak ist zeitgleich eine kleine, rosafarbene Wolke zu sehen, die im Laufe der nächsten Stunden immer grösser wird und sich zu einer regelrechten Gipfelwolke auswächst. Im oberen Bereich des Cols trägt die Schneedecke einen harten Deckel, der das Spuren noch anstrengender macht. Um 10.30 Uhr, nach 13,5 Stunden Spurarbeit sind wir noch immer knapp unterhalb des Cols und befinden uns seit den letzten drei Stunden in dichtem Nebel. Der Gipfel liegt zwar nur noch 250 Meter über uns, doch von ihm trennen uns weitere 4-5 Stunden – nur für den Aufstieg. Schwermütig müssen wir erkennen, dass uns die Zeit entglitten, eine Fortführung unseres Versuchs sinnlos ist und entscheiden uns zur Umkehr. Der Abstieg verläuft verhältnissmässig zügig bis hinab ins C3, in dem die Mehrzahl von 13.00 bis 15.00 Uhr einläuft. Sofort fordert die kurze Nacht ihren Tribut, wer sich hinlegt, schläft sofort ein.

15.07., Freitag – Abstieg BC
Nach dem Wecken und Packen steigen wir um 8.00 Uhr ins tiefergelegene C2 ab. Bereits in den Morgenstunden beginnt es zu graupeln und schneien, das C2 erreichen wir im dichten Schneetreiben. Nach kurzem Umziehen und Ausruhen setzen wir unseren weiteren Abstieg fort. Von 13.00 bis 15.00 Uhr erreichen alle Teilnehmer das Basislager, ausser Kurt, der sich dazu entschlossen hatte, noch eine Nacht auf C2 zu verbringen, um die Etappe zu verkürzen. Über die grosse Pizza und die Pommes Frites, die wir bei unserer Ankunft serviert bekommen, freuen wir uns königlich.

16.07., Samstag – Schlechtwettertag BC
Über Nacht hat es heftig geschneit, auch zu unserem späten Frühstück tanzen die Flocken noch vom Himmel. Duschen, Ausruhen, Entspannen sind die wichigsten Inhalte, während wir uns überlegen, wie die uns noch verbleibende Zeit genutzt werden kann. Theoretisch wäre es möglich, nach zwei Ruhetagen am 18.7. beginnend noch einen weiteren Gipfelversuch zu unternehmen, dann aber mit der Konsequenz, unmittelbar nach Abstieg vom Berg bereits am nächsten Tag den Rückmarsch über den Gondogoropass unternehmen zu müssen. Auch wird man sehen müssen, was für Niederschlagsmengen am heutigen Tag sowie am Sonntag – für beide Tage sind noch geringe Restniederschläge angekündigt, die sich derzeit als „gar nicht so gering“ ausnehmen – hinzu kommen. Die Wettersituation sieht für Montag bis Freitag gut und trocken aus, die Winde werden aufgrund des über SW-Pakistan liegenden Jetstreams etwas höher als zuvor (ca. 50 km/h), aber im Bereich des Möglichen sein. Wir müssen in jedem Fall nochmals auf C3 aufsteigen, um die Lagerkette (C2, C3) abzubauen, bevor die Träger am 21.7. ins BC kommen und am 22.7. zum Passlager des Gondogoro La aufgebrochen werden muss. Dabei werden wir uns die Schneesituation auf C3 ansehen und vor Ort entscheiden, was wir unternehmen.

17.07., Sonntag – Schlechtwettertag BC
Es schneit, es schneit, es schneit. Wenige Lichtblicke untertags, in denen man aus dem Zelt und sich die Beine etwas vertreten kann. Die Bibliothek der ausgelesenen Bücher im Messzelt schwillt beständig an.

18.07., Montag – BC
Tag der Diskussionen. Nach dem neuen Wetterbericht werden alle Möglichkeiten ausgelotet, nochmals ein bis zwei Tage herauszuschinden. Das Wetter könnte gerade am 21.7. – einen Tag vor der Abreise – Hoffnung auf einen Gipfeltag verheissen. Doch wie man es auch dreht und wendet, alle zeitlichen Reserven sind bereits ausgeschöpft, der 22.7. ist definitiv der letztmögliche Abreisetag für die Gruppe. Lediglich Alix und Luis haben noch gut zwei Wochen länger Zeit, in denen sie eigentlich nach dem Broad Peak einen Versuch am K2 anschliessen wollten. Nun wollen sie aber doch noch einen weiteren Versuch am Broad Peak unternehmen.

19.07., Dienstag – Aufstieg C2/C3
4.00 Uhr brechen wir auf, um die Lager zu räumen. Ali, Hassan und Luis steigen auf C3 auf, alle anderen räumen C2. KeinVergnügen bei dem starken Wind, der in der Höhe bläst (bis 100 km/h). Nach einigen Stunden Arbeit steigen alle wieder ins BC ab und freuen sich auf ein gutes Abendessen.

20.07., Mittwoch – Packtag BC
Nach dem Frühstück werden Zelte getrocknet und die übrige Ausrüstung sortiert. Nachmittags wird alles in Seesäcke und Tonnen verpackt. Der Abschied vom Berg rückt spürbar näher.

21.7., Donnerstag – BC
Die letzten Packstücke werden fertig gemacht und gewogen. Auf dem Rückmarsch über den Gondogoro-Pass darf einjeder nur 20 kg an Gepäck mitnehmen, da die schwere Trekkingetappe nur von den stärksten Trägern bewältigt werden kann. Alles übrige Gepäck wird über den Baltoro-Gletscher nach Askole hinaus geschickt. Abends gibt es einen grossen Abschiedsabend mit Trinkgeldern für die gesamte Begleitmannschaft. Der für den Gipfelumtrunk aufgesparte Wein wird geöffnet und trotz der tiefsitzenden Enttäuschung ergibt sich ein beschwingter Abend, bei dem viel gescherzt und gelacht wird.

22.7., Freitag – Abschied vom BC und Heimreise
Heute ist es Zeit, sich vom Broad Peak zu verabschieden. Auch Alix und Luis nehmen heute Abschied vom Rest der Gruppe. Über die nächsten Tage werden wir leider nichts weiter berichten können, da wir keine Nachrichtenverbindung mehr zur Hauptgruppe besitzen. Sie werden die Bergsteiger vom Broad Peak Basecamp hinaus über den Abruzzi-Gletscher zum Konkordiaplatz führen, dann weiter über den Vigne-Gletscher bis zum Ali-Camp, dem Ausgangslager für den Gondogoro-Pass (ges. ca. 5-6 Std.). Dieser ist mittlerweile in den meisten Passagen steigähnlich versichert und bietet nur noch einen Teil der ursprünglichen Schwierigkeiten. Nach einem frühen Start am Folgetag (ca. 24.00 Uhr) wird die Passhöhe bei Morgengrauen (4.30 Uhr) erreicht und auf die Gegenseite abgestiegen. Der formschöne Laila Peak steht während des gesamten Abstiegs beherrschend über dem Tal. Nach einem Frühstück in Shuspang wird mit einigen Stops bis Siacho weitergelaufen (ges. ca. 12 Std.). Am Tag darauf sind es nur etwa zwei Stunden bis Hushe im gleichnamigen Tal, in dem die Jeeps für die Fahrt nach Skardu bereits bereit stehen. Nach weiteren 4 Stunden ist Skardu erreicht und der Kreis des Karakorum-Mega-Trecks geschlossen. Ein kompletter Tag wird für Debriefing und Formalitäten in Skardu benötigt, wenn dann am 26.7. der Flug nach Islamabad klappt, steht ein weiterer freier Tag in der pakistanischen Hauptstadt frei zur Verfügung, ehe der Heimflug am 28.7. um 4.00 Uhr Früh die Metropole verlässt und hoffentlich alle Teilnehmer dieser Expedition wohlbehalten nach Hause bringt.

Wir bedanken uns für die vielfachen guten Wünsche und das Mitverfolgen unseres Expeditions-Tagebuchs. Wir hoffen, ihr bleibt uns auch in den bevorstehenden zwei Wochen treu und drückt uns weiterhin den Daumen!

23.7., Samstag – Die Würfel sind neu geworfen
Ein neuer Wetterbericht unseres belgischen Freundes Vim lässt uns aufhören, demnach sieht das Wetter für die nächsten paar Tage plötzlich wieder anders, sprich besser, aus. Nichts neues in dieser turbulenten Saison, doch bezeichnend ist das Nachlassen der Windgeschwindigkeiten im Gipfelbereich. Ein kurzer Anruf bei Charly Gabl bestätigt dies, demnach soll es am Montag lediglich um die 15-20 km/h im Gipfelbereich haben, die beiden Tage davor stärker aber vom Wetter gut für einen Aufstieg geeignet. Noch am selben Tag steigen wir zusammen mit einigen der Teilnehmer von Field Touring Adventures, ein paar Teilnehmern der taiwanesischen, der britischen und der baskischen Expedition ins C2 6180 m auf. Die Nacht ist stürmisch, das windexponierte Lager wird von Böen um die 60 km/h geschüttelt.

24.7., Sonntag – Aufstieg C3
Da sich unsere gesamt Infrastruktur nach wie vor vor Ort befindet, können wir morgens 5.30 Uhr mit leichten Rucksäcken aufbrechen. Es ist windig und kalt aber sehr schönes, klares Wetter. Wir sind früh gestartet, um eine möglichst lange Ruhephase auf C3 zu haben. Der Aufstieg verläuft reibungslos, um 11.00 Uhr erreichen wir nach 5,5 Stunden ohne Eile den Lagerplatz 7010 m. Nachdem wir viel Wasser geschmolzen, getrunken und gegessen haben, klären wir mit den anderen, die morgen einen Gipfelversuch unternehmen wollen, die Taktik und die Aufbruchszeit. Danach legen wir uns zur Ruhe – in unseren Daunen-Overalls, auf die Mitnahme eines Schlafsackes haben wir aus Gewichtsgründen verzichtet – und versuchen uns zu entspannen und ein paar Stunden zu schlafen, ehe es um 22.00 Uhr wieder los geht.

25.7., Montag – Gipfeltag
Um 22.00 Uhr stehen wir gestiefelt und gespornt, ohne nennenswertes Frühstück, vor dem Zelt. Sogleich geht es los in die sternenklare Nacht hinein. Einige der Schnelleren übernehmen die Spurarbeit, die zunächst auf der windgepressten Schneedecke und der alten Spur relativ unanstrengend ausfällt, nach der ersten Stunde aber wieder intensiver wird. Die Fixseile der ersten Serac-Barriere sind tief im Schnee verborgen, zum Glück kennen wir durch den Versuch am 14. genau deren Lage und können sie nach einigem Graben an der Randspalte ausmachen. Die zweite Serac-Stufe ist gegen 4.30 Uhr erreicht und kurz danach überwunden. Die Spurarbeit ist nun wieder deutlich anstrengender und zu unserem Pech ziehen die beiden High Altitude Porter (HAPs) der Taiwanesen nicht mit, da sie „aus Sicherheitsgründen“ lieber bei ihrer Gruppe (mit einigem „Sicherheitsabstand“ zur spurenden ersten Gruppe) bleiben wollen, die beiden HAPs von Field Touring bereits am Vorabend klar gemacht hatten, dass sie nicht mit von der Partie sind. So bleibt es vorwiegend uns vorbehalten, die Spur zu eröffnen. Der ca. 200 m hohe Steilhang bis ins Col 7850 m ist um 9.00 Uhr überwunden, hinter der scharf eingeschnittenen Felsscharte erwartet uns die wärmende Sonne. Wir haben wirklich Glück und einen Traumtag erwischt. Zwar zieht zwischen den nun folgenden Felstürmen des exponierten Gipfelgrats immer wieder die eine oder andere Böe hinauf, doch ist es im wesentlichen so ruhig und schwachwindig wie im Wetterbericht versprochen. Immer wieder geht es auf und ab, felsige Passagen im I. und II. Schwierigkeitsbereich wechseln mit kurzen, steilen Firnhängen ab. Um 11.20 Uhr ist der Vorgipfel erreicht, an dem es viele Gipfelaspiranten gut sein lassen. Warum sehen wir deutlich, der weitere Weg bis zum Haupftgipfel ist noch irrsinnig weit. Nach einigen Aufschwüngen erreichen wir gegen 13.30 Uhr den schneebedeckten Zentralgipfel und marschieren zügig weiter. Zum Glück geht es relativ geradlinig, ohne viel auf und ab, und aper über den schmalen Grat hinweg, so dass wir schon eine halbe Stunde später am höchsten Punkt des Broad Peak, 8051 m, ankommen. Zeitgleich mit uns, Alix und Luis, erreichen der Brite Scott, der Baske Javi, die Französin Sophie und der Belgier Vim den Gipfel. Wir erlauben uns nur eine kurze Zeit für Ausblick und Glücksgefühle, da wir wissen, dass die Zeit drängt und der Abstieg noch lang ist. Die Gegenanstiege auf dem Rückweg fallen uns zunehmend schwerer, zum Glück hält das Wetter und die Sonne wärmt uns, wenn wir eine kurze Verschnaufpause einlegen müssen. Um 17.30 Uhr sind wir wieder im Col 7850 m zurück. Alle machen sich zum Abseilen bereit und Luis legt die Ski an, die er über den gesamten steilen Aufstieg hinaufgeschleppt hat. Vom skitechnisch höchstmöglichen Punkt der Route, dem Col 7850 m, fährt er zunächst auf der Aufstiegsroute, dann im Abfahrtssinne weiter links auf der „rechten Aufstiegsvariante“ hinab, um die Fixseile der Serac-Barrieren zu vermeiden. Nach einer Stunde ist er um 18.45 Uhr im C3, alle anderen Gipfelgänger laufen einige Stunden später sicher im Hochlager ein. Ein langer Tag geht zu Ende.

Hier gibt es ein tolles Gipfelpanorama vom Broad Peak mit unseren Bildern zu sehen >> 

26.7., Dienstag – Abstieg ins Basislager
Zum Glück fällt das Wetter am Abstiegstag nicht so schlecht wie angekündigt aus und wir können entspannt im Sonnenschein das Lager abbauen und packen. Die anschliessende Skiabfahrt von Luis mit schwerem Rucksack bis hinab ins C2 fällt aufgrund des schlechten Schnees und der Belastung des Vortages nicht mehr ganz so entspannt aus. Auf C2 muss ebenfalls ein Zelt abgebaut werden und die Rucksäcke nehmen atronomische Dimensionen an. Wir sind sehr „erleichtert“, als wir gegen 19.30 Uhr von Sultan, dem Basislagerverwalter willkommen geheissen werden und die schweren Monster ablegen können. Ein reichhaltiges Gipfelmenü bei Field Touring, ein Whiskey zum Anstossen mit den anderen Gipfelgängern, schliessen den Tag ab und beenden einen erfolgreichen Gipfelgang und die bis dato vermutlich höchste Skibefahrung am Achttausender Broad Peak.

27.7., Mittwoch – Umzug ins K2-Basislager
Es bleibt wenig Zeit zu verschnaufen, schon nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen für den Umzug ins K2-Basislager. Gegen 13.00 Uhr sind Träger bestellt, die uns und unsere sieben Sachen ins 2 Stunden entfernte Basislager des K2 bringen sollen. Dort wollen wir in der noch verbleibenden knappen Zeit einen Versuch unternehmen. Das Abenteuer geht weiter!

28.7., Donnerstag – Einrichten im neuen Basislager
Der Tag beginnt mit Schneefall, der Himmel ist tief mit Wolken verhangen. Wir haben aber genug damit zu tun, uns im neuen Basislager, ca. 5100 m, häuslich einzurichten. Ausser uns sind noch die Teams von Fabrizio Zangrili (USA) und Kinga Baranowska (Polen), Christian Stangl (Österreich), Gerfried Göschl (Österreich) und Chris Simczik von Field Touring Adventures (USA) im Lager. Bei letzteren sind wir mit Küche und Messzelt zu Gast, da sich dieselbe pakistanische Agentur um unser Wohlbefinden kümmert.

29.7., Freitag – Schlechtwettertag
Wiederum ein Schlechtwettertag, den wir ausgiebig zur Regeneration nutzen. Ausser Essen und Schlafen ist nicht viel anderes angesagt. Die neueste Wetterprognose von Charly Gabl verspricht ein Wetterfenster mit trockener Witterung und niedrigen Windstärken in der Höhe ab dem 2.8. auf das sich nun alle Hoffnungen konzentrieren. Es befinden sich zwar dieses Jahr so wenige Bergsteiger wie selten im K2 Basislager – alles in allem dürfte es gerade mal ein gutes Dutzend sein – doch zusammen genommen mit den ganzen erfahrenen und leistungsstarken Bergsteigern dürfte dennoch eine schlagkräftige Truppe zusammen gekommen sein.

30.7., Samstag – Schlechtwettertag
Es schneit und schneit, tagsüber kaum ein paar Lichtblicke, in denen die Wolken etwas auflockern. Die meiste Zeit verbringen wir im Zelt mit Lesen und Dösen, nur die täglichen Mahlzeiten locken uns aus unserem kleinen Refugium. Luis entschliesst sich, zusammen mit den Hochträgern und Rob, einem Teilnehmer von Field Touring, am folgenden Tag zu einem Lastengang auf C2, ca. 6300 m, aufzusteigen, um sich die Route und die Schneebedingungen anzusehen. Dabei sollen auch ein paar Stellen im Fixseil für die Folgetage ausgebessert werden.

31.7., Sonntag – Aufstieg auf C2 6300 m
Der Tag beginnt früh, 1.30 Uhr Frühstück, um 2.00 Uhr geht es los. In großem Bogen über den Gletscher (um der Gefahr von Eislawinen aus dem Couloirs vom K2 zu entgehen) bis zum Einstieg der Cesen-Route benötigt man ungefähr eine Stunde Gehzeit. Da der Abruzzi-Sporn dieses Jahr in sehr schlechtem Zustand ist – durch die fortgeschrittene Ausaperung kommt es dort sehr häufig zu Steinschlag – haben alle Teams schon fürh ihre Bemühungen auf die Cesen-Route konzentriert, die aber nur knapp bis C3, ca. 7050 m, mit Fixseilen versichert ist. Ab dem Steigeisenplatz geht es dann nur noch steil nach oben. Durch eine Serie von Schneecouloirs, die sich um die zahlreichen Felsgrate und Gendarmen winden, folgt man der Route höher bis auf ca. 6150 m. Dann setzte eine lange Linksquerung an, an deren Ende man eine Steilstufe ersteigt. Am oberen Ende der Stufe befindet sich Lager 2 auf zwei kleinen Schneebändern im Schutze von kurzen steilen Felswänden. Den ganzen Aufstieg hindurch stürmt und schneit es, so dass es kaum möglich ist, irgendwo eine Pause einzulegen. Durch den tiefen Schnee und die immer wieder herabschiessende Spindrift kämpfen sich alle Bergsteiger mühsam hinauf, immer wieder muss beim Spuren und versichern abgewechselt werden. Nach ca. 9 Stunden ist letztlich das Lager erreicht, die Lasten werden schnell deponiert und der Abstieg angetreten. Hinunter geht es dann wesentlich schneller, in nur zwei Stunden ist der Wandfuss erreicht, wenig später sind alle wieder durchnässt und erschöpt im Basislager. Abends kommt kurzfristig etwas Aufregung in der Runde auf, da ein anderer Wetterbericht bereits wieder stärkere Höhenwinde für den geplanten Gipfeltag am 5.8. in Aussicht stellt und einige der Betroffenene am liebsten einen Tag früher aufsteigen würden (heute Nacht). Für uns keine Option, da die Akkus nach dem heutigen Aufstieg leer und die Bekleidung durchnässt ist. Also ruhig Blut bewahren.

1.8., Montag – Ruhetag im BC
Nach einem späten Fürhstück heisst es Sachen packen. Zum Glück ist das Wetter heute etwas besser, so trocknet die vom Vortag durchnässte Bekleidung schnell. Vim aus Belgien, der zusammen mit uns den Broad Peak bestiegen hatte, reist heute ab, da sich seine Hoffnung auf eine Besteigung des Gasherbrum II in Luft aufgelöst haben. Nur noch sechs Bergsteiger befinden sich im Basislager und die Schneehöhen am Berg sind wenig erfolgsversprechend. Alix hat sich nach tagelangem Überlegen heute gegen einen Versuch am K2 entschieden. Luis möchte es dennoch auf einen Versuch mit den anderen Bergsteigern ankommen lassen, da er sich trotz der vorhergehenden Belastungen noch immer fit und belastungsfähig fühlt. Der Zeitplan für die nächsten Tage sieht am Dienstag (2.8.) den Aufstieg auf C2, 6400 m, am Mittwoch (3.8.) C3 (7150 m), Donnerstag (4.8.) C4 (7900 m) und am Freitag (5.8.) den Gipfelgang vor. Tags darauf am Samstag (6.8.) wird ins Basislager abgestiegen, am Sonntag (7.8.) die Koffer gepackt und am Montag (8.8.) geht es entweder über den Gondogoro La oder über die klassische Trekkingroute nach Askole und Skardu zurück. Dann geht die lange Zeit im Baltoro-Gebiet ihrem Ende entgegen.

2.8., Dienstag – Aufstieg C2
Früh morgens geht es los, 3.00 Uhr brechen wir auf und bewegen uns in einem sicheren Bogen um das grosse Couloir der Cesen-Route herum zum Einstieg derselben. Bereits nach einer guten Stunde dämmert der neue Morgen, spätestens als uns die Sonne vom wolkenlosen Himmel ins Gesicht scheint, wird das ganze zum Vergnügen. Die Bedingungen sind klasse, fester Trittfirn, der Rucksack nicht allzu schwer, so macht der Aufstieg Spass. Nach einer langen Folge an sich aneinander reihender, steiler Couloirs, folgt eine lange Querung unterhalb eines Felsriegels nach links. Dieser wird an seiner linken Begrenzung überwunden und eine kurze Steilrinne und ein anschliessendes Schneefeld führen hinauf zum Camp 2, das sich in den Schutz zweier kleiner Felsstufen fügt. Wir sind nach ca. 7 Stunden Aufstieg zeitig im Lager, um in aller Ruhe Zeltplattformen zu schaffen, uns einzurichten und zu erholen.

3.8., Mittwoch – Aufstieg C3
Wieder wird zeitig, wenn auch nicht so früh wie am Vortag aufgestanden. Um 6.00 Uhr sind bereits alle auf der Route unterwegs. Neben Luis sind Rob (USA), Sophie (Frankreich) und Lhakpa (Nepal) von Field Touring samt ihren beiden Hochträgern Farhad und Asiz mit von der Partie. Dazu gesellen sich Alex (Spanien), Killian (Schweiz) und Gerfried (Österreich) samt ihrem Hochträger Nissar von Gerfried Goeschls Expedition sowie Christian Stangl (Österreich) mit seinem Begleiter Bruno (Frankreich) und Fabrizio Zangrilli (USA) mit seiner Freundin Kinga Baranowska (Polen). Wiederum erwartet uns ein fantastischer Tag, kaum Wind und strahlender Sonnenschein.

4.8., Donnerstag – Aufstieg C4 low
Um 5.30 sind wir (Sophie, Lhakpa, Luis) auf der Piste, die anderen stehen 1,5 Stunden später auf. Wir wollen heute den Beginn der Strecke zu Lager 4 versichern und lassen uns dann von den anderen einholen, die den zweiten Teil übernehmen. Der Beginn der Route verläuf über plattiges Felsgelände und einige Aufschwünge. Erst am Beginn des Felsaufbaus der Schulter beginnt das ganze mühsam zu werden. Der erste Aufschwung wird links über die Ausläufer des zentralen Schneecouloirs umgangen, hüfttiefer Schnee, der kaum einen Widerstand bietet lassen das Höherkommen zur Zentimeterarbeit ausarten. Anschliessend wechselt die Route in eine Abfolge aus plattigen Felsgürteln und Schneefeldern, eine anstrengende Kombination aus rutschigem Felsklettern und tiefem Schnee. Dies zieht sich bis nahe der Schulter so weiter. Auf ca. 7600 m beschliessen wir um 17.00 Uhr den Tag enden zu lassen, um uns nicht vollständig zu verausgaben und graben eine Schneeplattform für unser kleines Zelt in den Hang, in dem wir zu dritt (Sophie, Lhakpa, Luis) hausen. Dies bedeutet zwar, dass wir den Gipfeltag um einen Tag nach hinten verschieben müssen, doch auch für diesen ist noch gutes Wetter und schwacher Wind angesagt. Christian Stangl und Bruno tun es uns gleich und lagern 50 Meter oberhalb von uns im lower C4. Gerfried und seine Mannen ziehen die Sache noch am selben Tag bis zum oberen C4 auf der Schulter durch, erreichen das Lager allerdings erst ab 18.30 Uhr. Uns ist die Zeit für eine mögliche Regeneration einfach zu kurz und das Risiko zu hoch, uns für den nächsten (Gipfel-) Tag zu stark zu verausgaben.

5.8., Freitag – Aufstieg C4 high
Heute lastet keinerlei Zeitdruck auf uns, so stehen wir erst gegen 7.00 Uhr auf und frühstücken gemütlich. Dann packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg zur Schulter. Ab unserem Lagerplatz steilt das Gelände nochmals merklich auf und man ersteigt den markanten dunklen seitlichen Begrenzungspfeiler der Schulter in steiler Kletterei. 2 Stunden benötigen wir bis zum Lagerplatz, ca. 7900 m, der unmitelbar nach Erreichen der eigentlichen Schulter vor uns liegt. Schnell ist auf der beinah waagrechten Schneefläche eine Lagerplattform errichtet und wir widmen uns wiederum der Regeneration. Auch Christian und Bruno sind zusammen mit uns auf der Schulter angekommen. Gerfried & Co haben den Tag nicht zum Gipfelgang verwendet sondern abgewartet und sich erholt. So sind wir alle wieder für einen Gipfelversuch am nächsten Tag vereint.

6.8., Samstag – Gipfelversuch und Skibefahrung des K2
Die ganze Nacht hindurch weht ein stürmischer Wind aus Nord und lässt keinen Gedanken an einen Aufbruch aufkommen, auch dann nicht als unsere Abmarschzeit um 2.30 Uhr immer näher rückt.  Anstelle der angekündigten 20-30 km/h Windgeschwindigkeit weht uns eine Brise mit ca. 60-80 km/h (in Böen stärker) entgegen. Das Warten zieht sich bis in die Morgenstunden weiter, als dann auch noch der Gipfel in einer dichten Wolke steckt, wird uns spätestens allen klar, dass das das Ende des Summit Pushs bedeuten würde. Alle des Dutzends Bergsteiger, die sich auf der Schulter zusammengefunden haben, packt die Zelte zusammen und macht sich an den Abstieg. Luis, der seine Ski bislang als belastendes Zusatzgewicht mit hochgeschleppt hat, kommt nun in den Vorteil, diese für einen Befahrungsversuch des K2 einsetzen zu können. Nachdem er noch etwas höher (ca. 8020 m) gestiegen ist, um sich den berüchtigten „Flaschenhals“ genauer anzusehen, liegt die Einfahrt ins zentrale Couloir, das von der Schulter auf die erste Serac-Terrasse hinabzieht, unmittelbar vor ihm. Im oberen Teil des Couloirs ist der Schnee durch die starken Winde der vergangenen Nächte furchtbar windverblasen, halbmeterhohe Zastrugis wechseln mit blanken Passagen und fordern bei 50 Grad durchschnittlicher Steilheit die volle Konzentration, um nicht irgendwo hängen zu bleiben. In der unteren Hälfte des Couloirs wird die Schneeoberfläche ruhiger und die Fahrt entspannter. Nahe C3 kreuzen sich beinahe Auf- und Abfahrtsroute, dann folgt die Einfahrt in ein sehr steiles Couloir (ca. 55 Grad), das auf die zweite Serac-Terrasse hinableitet. Hier quert Luis hinüber zum Parallelgrat der Kukuczka-Route, um die Abfahrt durch die in den Nachmittagsstunden lawinengefährdeten Couloirs unterhalb C2 zu vermeiden und stattdessen zu versuchen, über den exponierten Gratrücken des Nebengrats abzufahren. Die Schlüsselstelle, ein ca. 200 Meter langer, sehr exponierter und rein felsiger Gratabschnitt muss zwingend abgeklettert werden (UIAA IV, Eis bis 70 Grad). Zwar sind einige alte Fixseile vorhanden, doch sind sie im Felsgelände meist bis auf die letzte Litze durchgescheuert und man sollte sich besser gar nicht erst auf sie verlassen. Kurz darauf setzt sich der Firngrat fort und die Ski können wieder angelegt werden. Der untere Teil des Gratverlaufs verläuft mit kurzen Steilflanken durchsetzt durch genussvollen Firn bis die abschliessende Gletscherzunge erreicht ist, auf der es allmählich blank zu werden beginnt. Alix kommt bis zum Beginn des Gletschers entgegen und empfängt Luis herzlich. Zwanzig Minuten Fussmarsch führen bis ins Basislager, 5100 m, zurück, in dem die Küchenmannschaft und anderen Gefährten bereits freudig warten.

7.8., Sonntag – Packtag
In aller Eile werden Ausrüstung und Material verpackt. Das gesamte Basislager befindet sich in Auflösung, da auch die Gruppe von Field Touring am nächsten Tag die Abreise antreten will.

8.8., Montag – K2 BC bis Goro II
10 Stunden (reine) Gehzeit sind es bis Goro II, zum Abschied zeigt sich der Berg nochmals von seiner schönsten Seite, das Wetter ist strahlend schön.

9.8., Dienstag – Goro II bis Paiju
13 Stunden Gehzeit über den Gletscher erwarten uns heute, das Wetter wie aus dem Bilderbuch, doch dadurch auch sengend heiss. Das erste Mal, dass wir den Gletscher nach 1,5 Monaten verlassen.

10.8., Mittwoch – Paiju bis Askole, Jeepfahrt bis Skardu
Wiederum 13 Stunden Gehzeit bis Askole, das wir gegen 18.00 Uhr erreichen. Dann nochmals 6 Stunden Jeepfahrt durch die Nacht bis Skardu, wo wir nach Mitternacht ankommen.

11.8., Donnerstag – Skardu bis Chilas
Nachdem das Wetter in Skardu in sehr gut ist, erreicht uns die Nachricht, dass der Flug aufgrund von ströhmendem Regen in Islamabad abgesagt ist, als böse Überraschung. Wir satteln sofort auf Kfz um und beginnen die lange, strapaziöse Fahrt (12 Stunden) bis nach Chilas, in dem wir kurz vor Mitternacht ankommen.

12.8., Freitag – Chilas bis Islamabad
Wir wählen die Route über den Babusar-Pass und das Naran-Tal, das letzte Stück verläuft gemeinsam mit dem Karakorum Highway (KKH) bis Islamabad. Wiederum sind es 12 Stunden Fahrt bis wir in der pakistanischen Hauptstadt eintreffen. Völlig gerädert freuen wir uns auf ein frühes Zubettgehen.

13.8., Samstag – Islamabad, Heimflug
Einiges Organisatorisches ist noch abzuleisten, ehe wir vor unserem Abflug (14.8. 4.00 Uhr) noch in den Genuss von einigen wenigen Stunden Freizeit kommen. Dann heisst es Abschied nehmen von zwei Monaten hohen Bergen, Eis und Schnee, Strapazen und intensiven Erlebens. Wir freuen uns auf die Heimat und bedanken uns für das Mitverfolgen unseres „Expeditionstagebuchs Broad Peak & K2“!